WILDBIENEN IN DER TONGRUBE ERIWIS
GRUNDLAGEN-PROJEKT DER ETH ZÜRICH
Seit 2006 wird die Tongrube durch den Verein Naturwerkstatt Eriwis
mit grossem Einsatz und Aufwand gepflegt und aufgewertet, um eine
möglichst grosse Vielfalt an Lebensräumen, an Pflanzen- und Tierarten zu
erhalten. Damit diese Arbeit optimiert werden kann, sind detaillierte
Kenntnisse über das Vorkommen von Pflanzen- und Tierarten notwendig.
Aus
diesem Grund und auf Anfrage des Vereins, erarbeitete Franziska Schmid
und Dr. Andreas Müller von der Entomologischen Sammlung der ETH Zürich
das Projekt „Grundlagen zur Erhaltung und Förderung gefährdeter
Wildbienenarten in der Tongrube Eriwis, Schinznach - Dorf“.
Dazu
erstellte die ETH eine detaillierte Bestandesaufnahme zur Erfassung der
Wildbienenvielfalt sowie eine Liste detaillierter Massnahmen wie die
Bienen weiter erhalten und stärker gefördert werden können.
VORGEHENVon
Mitte März bis Ende August 2012 wurden in der Grube selektiv Wildbienen
ge-sammelt und bestimmt. Der aufgenommene Wildbienenbestand ist heute
Teil der
Entomologischen Sammlung der ETH Zürich.
RESULTATEInsgesamt
wurden über 100 Wildbienenarten in der Eriwis gefunden, was ca. 1/6
aller in der Schweiz heimischen Arten ausmacht. Davon sind 28 Arten für
die Nordschweiz selten oder gefährdet (gem. Roter Liste). Eine Art,
Nomada kohli, welche in der Eriwis entdeckt wurde, galt als ausgestorben
und konnte zum ersten Mal seit über 40 Jahren wieder in der Schweiz
nachgewiesen werden!
So beherbergt die Opalinustongrube Eriwis eine sehr artenreiche Wildbienenfauna, die unbedingt erhalten werden muss.
Fortpflanzung: Wildbienen
benötigen für die Anlage ihrer Nester geeignete Kleinstrukturen, wie
abgestorbene Bäume, Steinblöcke, markhaltige Pflanzenstängel, nackte
Bodenstellen, Altschilfbestände usw..
In der Eriwis nisten: • 50 Arten im offenen oder lückig bewachsenen
Boden (bodennistend). Davon 4 Arten in
Erdritzen und Geröll.
• 19 Arten leben parsitisch
• 2 Arten nisten in leeren Schneckenhäusern
• 28 Arten benutzen oberirdische Hohlräumen,
insbesondere in Pflanzenstängel (Schilf,
Karde, Brombeere, Nielen)
• 1 Art baut mit Baumharz ihre Freinester
Nahrung:Für
die Versorgung ihrer Brut sind Wildbienen auf ein grosses und
vielfältiges Blütenangebot angewiesen. Die zahlreichen
Nahrungsspezialisten können nur dort leben, wo ihre spezifischen
Nahrungspflanzen in grösseren Beständen vorkommen.
In der Eriwis
sind wichtige Spezialisten-Pflanzen wie Glockenblumen, Weiden,
Natternkopf, Hahnenfuss, Salbei und Ehrenpreis vorhanden, sollten aber
zusätzlich gefördert werden. Ebenso ist eine Diversität an Korb-,
Kreuz-, Lippen- und Schmetterlingsblütlern für unspezialisierte Arten
anzustreben.
Eine gleichmässige Verteilung wichtiger Blütenpflanzen
im ganzen Gebiet sowie eine Diversifizierung der Pollen- und
Nektarquellen verbessert die Koexistenz der Wild-bienenarten neben der
konkurrenzstarken Honigbiene.
ERIWIS - WILDBIENENPARADIES VON NATIONALER BEDEUTUNGDie
abgestufte Stilllegung der Grube und die verschiedenen Geländeformen
des Abbaus haben ein Mosaik an unterschiedlichsten Lebensräumen
hervorgebracht – von kargen Rohböden über verbuschtes Jungholz bis zu
Wald. Auf den alten Humusdepots gedeihen blumige Magerwiesen mit
Orchideen, umrandet von einem artenreichen Heckenband. Das Gelände der
Eriwis ist umgeben von Obstgärten, Extensivweiden, Buntbrachen und einem
ausgedehnten Waldgebiet.
Diese natürlichen Gegebenheiten und die
jahrelange Pflege durch den Verein Naturwerkstatt Eriwis wie die
Schaffung verschiedener Kleinstrukturen, Offenhaltung der
Rohbödenflächen, Neophytenbekämpfung usw. haben dazu geführt, dass sich
ein wert-volles Wildbienen-Gebiet von nationaler Bedeutung sich
entwickeln konnte.
Durch die Arbeit der ETH können nun weitere
spezifische Massnahmen in der Eriwis realisiert werden, um diesen
Wildbienen-Reichtum zu erhalten, zu fördern und weiter zu entwickeln.
MASSNAHMEN IN DER ERIWISPflege:• Offenhaltung der Rohböden im Rotationsprinzip
• Schaffen kleinflächiger Erdwände in Böschung
• Pflege der Kleinstrukturen
• Extensive Nutzung der Obstbaumwiese
• Pflegeeingriffe wie Neophytenbekämpfung,
Auslichten der Gehölzbestände usw.
Nisthilfen:• Steinhaufen an stark besonnten Orten anlegen zur
Ansiedlung der Mörtelbiene
• Förderung von Pflanzen mit markhaltigen
Stengeln (Brombeeren, Holunder, Klette,
Disteln, Königskerzen usw.), im Herbst stehen
lassen
• Löcher bohren in Stämme der Holzbeigen
• Totholz, Schneckenhäuser an ganzjährig
besonnten Stellen liegen lassen
Nahrung:• Extensivierung der angrenzenden Wiesen
• Pflanzung weiterer Weidenarten
•
Förderung von Salbei, Natternkopf,
Glockenblumen, Ehrenpreis mit
Gleichmässiger
Verteilung im ganzen Gebiet sowie deren jährliche
Pflege
• Ausreichendes Angebot an Harz, Pollen und
Nektar
liefernden Bäumen und Sträuchern (insbes.
Eiche, Föhre,
Schwarzdorn, Weide, Weissdorn)
Bienen-Beobachtungsstation für Umweltbildung:• Für Beobachtung von Wildbienen bei Kursen, im
unteren Grubengebiet.
Wildbienen-Kurse in der Eriwis:• Durchführung von Wildbienen-Kursen tragen zum
Verständnis und aktiven Förderung von
Wildbienen bei.
WILDBIENENPATENSCHAFT ERIWIS
Um
die die vielen Wildbienen-Arten in der Eriwis zu erhalten, werden
dringend finanzielle Mittel benötigt. Der Verein Naturwerkstatt Eriwis
hat sich deshalb entschlossen, eine Wildbienen-Patenschaft zu lancieren.
Dabei
können Sie „Götti“ oder „Gotte“ einer Wildbienenart werden und mit
einem sogenannten „Göttibatzen“ die jährlichen Massnahmen (siehe
Massnahmenliste) unterstützen.
Folgende Patenschaften werden angeboten:• Junior-Patenschaft:
Kinder werden mit einem kleinen, jährlichen Betrag
von Fr. 20.-
Wildbienen-Götti, z.B. einer Flaum-
Sandbiene, einer
Kegelbiene oder einer
Langhornbiene.
• Major-Patenschaft:
Erwachsene unterstützen als Wildbienen-Götti oder
Gotte die Pflege,
z.B. einer Blutbiene oder einer
Harzbiene, mit einem
jährlichen Betrag von Fr. 90.-
• Firmen-Patenschaft:
Eine Firma übernimmt die Patenschaft, z.B. für
eine Keulhornbiene, eine
Mörtelbiene oder eine
Wollbiene mit einem jährlichen Betrag von
Fr. 900.-
Als Dank und Wertschätzung erhalten alle Paten und Patinnen jährlich ein kleines Geschenk aus der Eriwis.
Machen Sie mit - Bienen, Blüten und Menschen danken es Ihnen herzlich.
Wildbienenpatenschaft Infos & Anmeldung
Flyer Wildbienen.pdf
Artikel über die Wildbienen in der Eriwis.pdf Zum Anfang